Spieler Linus in den USA

Vorwort:

Linus Zunk hat seine Sport-Jugend als Basketballer bei Alba Berlin begonnen und kam im Alter von 16 Jahren erstmals bei den Spandau Bulldogs mit American Football in Berührung.
Mit seinen knapp zwei Metern Größe sorgte er während der ersten Trainingseinheiten aber sogleich für großes Aufsehen beim gesamten Team. Mit 16 Jahren war er Teil der Seniorclass der B-Jugend und dank seines Talents und seiner Statue von Beginn an eine wichtige Stütze des Teams.
Als Defense-End konnte er den Gegner in jedem Spiel unter Druck setzen. Er verbuchte in der Saison mehrere Quarterback-Sacks, konnte im Playoff-Halbfinale einen Fumble-Return-Touchdown scoren, überzeugte während der Saison auf gesamter Linie und trug so seinen Teil zum Gewinn der B-Jugendliga Nord-Ost bei.

Die Nummer #87 blieb nicht nur dem Gegnern lange in Erinnerung, das überzeugende Jahr blieb auch so natürlich nicht verborgen: Über das Programm der “European Elite” konnte er sich einen Platz an der Rabun Gap Highschool in North Carolina angeln.

hier sein Profil bei HUDL: https://www.hudl.com/profile/12737876/Linus-Zunk

 

Nun lebt Linus in den USA, geht dort zur Schule, spielt dort American Football, verbessert seine Skills und lebt ein Stück weit seinen „American Dream“. Wie weit ihn dieser Weg noch bringen wird, wird sich zeigen.
Spieler wie Björn Werner, der es über die Florida State University in die NFL geschafft hat oder Alexander Honig, der dieses Jahr an das College TCU zu den „Horned Frogs“ wechselt, zeigen, dass man es mit Talent und Fleiß in den USA durchaus weit bringen kann. Warten wir also ab, wie weit der Weg von Linus gehen wird.

 

Jetzt wird es erst einmal Zeit, den sympathischen Kerl besser kennenzulernen und ihn über seine ersten Erfahrungen aus den USA zu befragen:

 

Linus, Du hast jetzt eine Saison an einer amerikanischen Highschool gespielt und hast Dir durchaus einen Namen gemacht. Wie hat es Dir an der Rabun Gap Highschool gefallen?

Bisher war es sehr schön hier. Ich habe viele neue Leute kennengelernt. Rabun Gap ist sehr interessant, da hier sehr viele internationale Schüler sind und Leute von überall auf der Welt zusammentreffen. Alleine im Football Team haben wir Spieler aus über 10 Ländern. Auch die Schule allgemein gefällt mir gut, auch wenn man sich an so Dinge wie Schuluniform erst einmal gewöhnen muss.

 

Dein Team hat es bis zum State Championship geschafft und musste sich erst da geschlagen geben.
War die Saison ein Erfolg für Dich?

Natürlich ist es schade so weit zu kommen und dann ein Spiel was durchaus hätte anders ausgehen können, zu verlieren. Am Ende haben wir trotzdem viel erreicht, z.B. aus einem komplett neuen Team mit neuen Coaches innerhalb so kurzer Zeit ein solches Team zu bilden. Am Anfang der Season waren wir Platz 430 im State und haben am Ende im State Championship gespielt. Natürlich kann man sich trotzdem nicht damit zufrieden geben und wir arbeiten durchgehend daran, besser zu werden für die nächste Saison.

 

Für alle jungen Kandidaten, die auch davon träumen in den USA spielen zu können…
Was ist der größte Unterschied zwischen Jugend-Football in DE und Highschool-Football in den Staaten?

Das Spiel ist ein komplett anderes. Es ist ein viel schnelleres und sehr physisches Spiel und das merkt man sofort. Dazu kommt der Unterschied in den Leuten mit denen man im Team spielt. Man merkt, dass wirklich jeder Bock hat zu zum Training zu kommen und zu spielen und es ist auch nicht so, dass es eine schlecht besetzte Position im Team gibt. Es macht wirklich sehr Spaß mit einer Menge guten Footballspielern und einer Menge tollen Menschen auf dem Feld zu stehen. Niemand hier muss das Gefühl haben alles selbst machen zu müssen, wie es in DE ab und an vorkommen kann.

 

Wie unterscheiden sich die Coaches an der Highschool zu einem Durchschnitts-Coach hier in DE?

Meine Coaches in DE waren großartig und haben mich super an Football herangeführt aber am Ende merkt man doch einen Unterschied. Viele Coaches hier haben College gespielt, manche haben es in die NFL geschafft aber alle haben merkbar viel Erfahrung im Coaching. Dadurch, dass hier niemand sehr dringend “gebraucht” wird, können Coaches auch einfach Leute rauswerfen, wenn sie sich falsch oder respektlos verhalten. Niemand zwingt Jemanden hier zu spielen und das ist auch die Mentalität, die die Coaches hier haben. Mit einem so tiefen Kader ist es kein Problem, Jemanden zu ersetzen.

 

Der Tagesablauf ist an einer Highschool bestimmt anders als hier, wie muss man sich das vorstellen?
Hat man da mehrmals am Tag Training, so wie es in manchen Filmen dargestellt wird?

Der Tagesablauf ist definitiv anders. Unter der Woche stehen wir um 5.30 auf, um dann um 6 Uhr alle zusammen im Kraftraum stehen zu können. Danach geht es in die Schule und am Nachmittag hat jeder seinen Sport. Jetzt im Frühling macht jeder verschiedene Sportarten wie Leichtathletik oder Lacrosse aber im Herbst während der Saison Trainieren wir direkt nach der Schule von 16-19 Uhr. Es bleibt nicht viel Freizeit neben Schule und Sport deshalb ist es wichtig organisiert zu sein.

 

Wie sind die amerikanischen Teens so? 

Wir leben hier fast alle zusammen auf dem Campus und durch die vielen internationalen Leute sind hier nicht mehr Amerikaner als andere internationale Schüler. Natürlich sucht man sich Leute mit denen man sich am besten versteht aber generell ist die Herkunft hier egal.

 

Wie lief das mit dem European-Elite-Programm, was müssen Spieler beachten oder tun, um bei sowas teilnehmen zu können?

Natürlich ist es wichtig einigermaßen gute Noten zu haben und gewisse physische Voraussetzungen. Am Ende denke ich trotzdem, dass European Elite jeden in die Staaten bringen kann, der die Grundvoraussetzungen trifft. Es hilft natürlich trotzdem aufzufallen bei Camps/ Spielen aber am Ende ist es nicht allzu hart, sich zumindest die Chance zu verschaffen.

 

Möchtest Du abschließend noch etwas an Deine Bulldogs-Teamkameraden in good old Germany loswerden?

Ich liebe Euch alle Jungs und Coaches. Danke, dass Ihr mich an den Football herangeführt habt. Ich weiß es wirklich zu schätzen, was Ihr mir ermöglicht habt.
An alle die auch davon träumen in die Staaten zu kommen und vielleicht sogar auf eine Uni hier zu gehen: Wartet nicht auf die Gelegenheit um dann anzufangen, an Euch zu arbeiten. Arbeitet an Euch die ganze Zeit und die Gelegenheit wird irgendwann kommen.

Gelegenheiten verschwenden Ihre Zeit nicht mit Leuten, die unvorbereitet sind” ist ein Sprichwort, was College Coaches predigen. Wenn Ihr Träume habt: Do not sleep on your dreams. Ich glaube an alle von Euch, die Ziele haben im Football weiter zu kommen und ich freue mich beim Training im Sommer vorbeizuschauen.
Denkt ja nicht nur weil ich hier ein bisschen gezockt habe, dass ich mehr Plan vom Football hab als Eure Coaches, die wissen wovon sie reden!

 

Von seinem DL-Coach der Bulldogs, Coach Bull, haben wir auch noch ein paar Worte:

“Als Linus zum ersten mal beim Training war, dachte ich mir schon, dass er ein engagierter und athletischer junger Mensch ist. Ich war bei ersten Spiel jedoch völlig überrascht, wie schnell und präzise er den Input von uns Coaches umsetzen konnte. Er hat das Spiel so schnell gelernt und dominiert, dass er natürlich nicht nur bei mir in der Defensive-Line sondern auch in der Offense zum Schlüsselspieler wurde.
Obwohl ich weiß, dass ich ihm nur die grundlegende Technik beigebracht habe, macht es mich doch sehr stolz zu sehen, wie gut Linus letzte Saison gespielt hat.
Im Grunde bin ich froh, dass er schon nach einem knappen Jahr Football in die USA gehen konnte. Dort konnte er das Spiel auf einem ganz anderen Niveau weiter lernen und arbeitet mit unbeugsamen Willen und strenger Disziplin an dem Traum, den wir alle mit ihm teilen.
Jedoch ist das alles nichts, im Vergleich zu dem, welchen Einfluss Linus auf seine Mitspieler*innen bis heute hat. Er ist ein Vorbild und wir können glücklich sein, dass sein Helm rot ist und ein Bulldogs Logo trägt.
Ich kann es kaum erwarten, seine Laufbahn weiter aus der Ferne zu beobachten. Go Linus!!!